Seit mehr als einem Jahr gibt es bei Aktion Kindertraum das wirklich ganz besondere Projekt „Aus der Stille in den Klang“. Die Fäden dafür hält Projektleiterin Helga Berndmeyer in der Hand. Und das ist ein noch viel schwieriger Job als der, den ein Puppenspieler hat, der ja auch so einige Fäden in der Hand hält – um dann die Puppen tanzen zu lassen.

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Helga in ihrem Element: Sie sagt den Kindern, was als nächstes gemacht wird. Hier in der Hartwig-Claußen-Schule.
Wie beim Puppentheater: Helga hält alle Fäden in der Hand…

Aber Helga ist eine brillante Puppenspielerin, die den Überblick nicht verliert, jedes Detail im Griff hat. Und das muss sie auch, denn sonst würde das ganze Projekt vermutlich wie ein Puzzle, das nicht zusammenpasst, auseinanderfallen.

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Drei, die sich gut verstehen und dieses Projekt auf die Beine stellten: Elena Kondraschowa. Ute Friese und Helga (Foto von links).
Das Projekt entstand tatsächlich durch einen Zufall

Fangen wir mal von vorne an: Die Idee, Kindern, die ein Cochlear-Implantat erhalten haben, mit Musikunterricht zu unterstützen, kam von Elena Kondraschowa. Und die ging damit zu Aktion Kindertraum. Das heißt: Eigentlich lief sie zufällig an der Zentrale der deutschlandweit tätigen Hilfsorganisation vorbei –  und klopfte dort an. Zufällig, tatsächlich ebenfalls wirklich zufällig, waren Ute Friese und Helga Berndmeyer zu diesem Zeitpunkt im Büro und liehen ihre Ohren spontan Elenas Anliegen. Und das drei Stunden lang. Für Elena waren Ute und Helga die ersten, die sich Zeit und Geduld nahmen, ihr Vorhaben  zu verstehen. Und die beiden professionellen Wunscherfüllerinnen entschieden spontan: Dieses Projekt unterstützen wir!

Wo finden wir geeignete Kinder?

Ob Helga das heute bereut? Zumindest gibt sie es nicht zu. Denn von der Idee bis zur Umsetzung war es ein Weg, der immer komplexer und weiter wurde…

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Helga im Gespräch mit Musiklehrerin Michaela Vesco.

Zunächst mal mussten geeignete Kinder gefunden werden. Da bot sich natürlich die Hartwig-Claußen-Schule in Hannover an, Niedersachsens einzige Schule für hörgeschädigte Kinder. Also musste die neue Projektleiterin, das war dann natürlich Helga, zunächst mit der Direktorin, später mit der Musiklehrerin verhandeln. Ach ja, und da waren dann ja auch noch die Eltern. Und das war auch nicht so einfach. Denn es ging unter anderem ja nicht nur darum, dass die Kinder Musikunterricht erhalten – den gab es ja sowieso schon –, sondern dass sie zusätzlich zu den Schulstunden nach der Schule noch weiteren Unterricht besuchen sollten.

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Nach dem Unterricht muss organisiert werden, wer wie nach Hause kommt. Vor der Schule warten Busse, Taxis, Eltern-Shuttles.
Helga sorgt für den sicheren Schulweg

Eine logistische Höchstleistung war hier gefordert, denn die Kinder werden von Bussen gebracht und abgeholt. Und wer den Bus dann nicht mehr bekommt, muss irgendwie sicher nach Hause gelangen. Per Shuttle oder Taxi. Helga organisiert natürlich alles Notwendige, kommuniziert mit allen Beteiligten – und kriegt es irgendwie hin. Was nicht bedeutet, dass es einen fixen Plan gibt, denn täglich kommen irgendwelche Widrigkeiten und neuen Aufgaben diesbezüglich dazu…

Wissenschaftlicher Anspruch an das Projekt

Nächster Step: Das Projekt sollte ja nicht nur irgendein Projekt sein, sondern auch einen wissenschaftlichen Anspruch haben – und mit einer Studie begleitet werden. Ziel: Wir wollen schauen, ob es tatsächlich hilft, wenn Cochlea-implantierte Kinder gleich nach der OP ein Instrument spielen. Und das dieses wiederum dabei hilft, dass sie gleichzeitig auch schneller besser sprechen – und hören lernen.

MHH, DHZ und CIC – alle machen mit 

Helga sprach also darauf hin mit MitarbeiterInnen der MHH und dem dazu gehörigen Deutschen Hörzentrum sowie dem Cochlear Implant Centrum (CIC) Wilhelm Hirte – und alle machen mit. Natürlich haben auch viele andere aus dem Team und den dazugehörigen Netzwerken dazu beigetragen, dass schlussendlich die richtigen AnsprechparterInnen gefunden werden konnten. Aber toll, alle sind mit im Boot. Allerdings: Jetzt musste es neben den Musik-Gruppen noch normale Gruppen geben, die ausschließlich den Musikunterricht der Schule besuchen und keinen extra Unterricht haben. Die sogenannte Blindprobe sozusagen, um vergleichen zu können, welche Kinder besser / schneller lernen.

Prominente Botschafter: Mousse T. und Sebastian Knauer

Dann der nächste Coup. Um das Ganze öffentlichkeitswirksam zu machen, sollten Botschafter für das Projekt Aus der Stille in den Klang gefunden werden: Im Fokus standen sofort Mousse T. und Sebastian Knauer. Gut für Helga: Immer kannte jemand irgendwen, der wieder irgendwen kennt und so konnte das jeweilige Management der beiden Musiker erreicht werden. Beide Musiker sagten sofort zu. Wenn also jetzt eine Pressekonferenz organisiert, ein Film gedreht wird, für Social Media Aufnahmen gemacht werden müssen: Helga fragen, die weiß, wer wie wann und wo am besten angesprochen werden muss.

Ein Konzert und ein Film im NDR

Gerade wieder in der Schule: Der NDR dreht einen Film, es sollen Fotos und Filme für Social Media und weitere Medien erstellt werden. Helga ist als erste vor Ort, bespricht alles mit den Kindern. Erklärt, hilft, organisiert. Wer fährt wo mit? Es geht nach Hildesheim zum Geigenbauer.

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Helga besucht mit den Kindern Geigenbauermeister Lampe bei Hildesheim.
Spaß auf dem Schützenfest

Und danach: Zum Schützenfest, denn die Kinder sollen neben dem lehrreichen Ausflug ja auch noch Spaß haben. Und keinen Hunger und Durst. Auch dafür sorgt wer wohl? Helga. Sie hat Essen und Getränke mit, denn der Tag ist heiß und lang und die Kinder sollen ja schließlich Spaß haben – und keinen knurrenden Magen.

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Nicht nur lernen, sondern auch Spaß haben: Auch dafür sorgt Helga. Hier auf dem Schützenfest in Hannover.

Schließlich der große Tag: Das Konzert im Kleinen Sendesaal des NDR. Alle Plätze sind ausverkauft. Und auf der Bühne sind neben den Kindern noch weitere Plätze frei: für die Lehrerin, Julija und natürlich Helga. Denn auch hier brauchen die Kinder Unterstützung, Zuspruch, Beruhigung für die flatternden Nerven. Aber: Alles wird gut! Die Aufführung ist super professionell, es gibt ganz viel Applaus, stehende Ovationen. Alle sind mächtig stolz! Was für ein Erfolg – nach den ganzen Mühen. Die Kinder strahlen mit Helga um die Wette.

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Geschafft, das war ein durchweg erfolgreiches Konzert! Alle, die beteiligt waren, sind happy. Darunter Pianist Sebastian Knauer (links außen) und Helga (im roten Kleid hinten Mitte).

Danach wird es ruhiger, es geht in die Ferien. Aber das heißt natürlich nicht, dass es nicht weiter geht. Denn fast alle Kinder wollen weiter Musikunterricht haben und – noch weitere Kinder möchten auch mitmachen. Wer organisiert’s? Helga!

Helga, warum machst Du das denn eigentlich alles?

Wir fragen Helga, warum sie sich diesen ganzen Stress auflädt. Helga: „Mir macht diese Herausforderung total viel Spaß! Es ist spannend,  die verschiedensten Akteure und Protagonisten unter einen Hut zu bekommen, alles im Blick zu behalten, nach vorne zu schauen, was ist zu tun ist. Zu planen, was ansteht, den Kontakt zu so vielen unterschiedlichen Menschen und Institutionen zu halten: zur Wissenschaft, zur Schule, zu Elena, zu den Kindern und das alles wieder intern zu spiegeln … Das ist sehr vielseitig! Außerdem begeistert mich Elena wie sie mit den Kindern arbeitet, und es ist jedes Mal ein tolles Erleben, die Kinder live zu sehen wenn sie bei Elena Unterricht haben. Rundum ein spannendes Projekt, das auch für die Zukunft ganz viel Potenzial bietet!“

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Ein dickes Dankeschön an Helga auf dem Konzert!

Wir wollen mal alle hier an dieser Stelle einmal ganz groß DANKE sagen. Denn Helga hat wirklich bei diesem Projekt alle Fäden in der Hand. Kommunikationsgenie, Organisatorin, Unterstützerin, Helfende Hand überall: Wie schön, dass es Dich gibt, liebe Helga! Wir sind gespannt auf das nächste Konzert;)