Kinder mit Cochlea-Implantat erobern die Herzen ihrer Zuschauer mit rhythmischen Instrumenten, Geige und Klavier
Ob in Hamburg, Hannover oder Braunschweig: In 3 Städten begeisterten Konzerte unseres Projekts Aus der Stille in den Klang das Publikum.
Besucherinnen und Besucher sowie die Eltern, Freunde und Familienangehörigen der Kinder, die rhythmische Instrumente, Geige oder Klavier spielten, konnten es kaum glauben, wie viel Freude diese beim Spiel hatten. Und welche Fortschritte sie teils innerhalb nur weniger Monate gemacht hatten.
„Aus der Stille in den Klang“ zu Gast beim Sommerfest des Neuen Kupferhof in Hamburg
Wie jedes Jahr fand auch diesmal im Neuen Kupferhof „Hände für Kinder“ ein wunderbares inklusives Sommerfest statt. Der Neue Kupferhof im Norden Hamburgs in Wohldorf-Ohlstedt bietet ein kurzzeitiges Zuhause für Kinder und Jugendliche mit Behinderung und deren Eltern. Zwölf Zimmer können von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, 14 Zimmer von den jeweiligen Familien. Und das Team von „Hände für Kinder“ nimmt den Eltern für bis zu 28 Tage im Jahr die Betreuung ihres Kindes mit Handicap ab.
Und wenn einmal im Jahr das Sommerfest im Kupferhof läuft, dann ist dort richtig was los! Hunderte von Gästen besuchen es tagsüber, man spürt sofort: Der Kupferhof ist in die nähere und weitere Nachbarschaft voll integriert und genießt eine außerordentlich hohe Wertschätzung. Und auch Prominente wie der Schauspieler Jürgen Vogel oder der Radiomoderator John Ment und Moderatorin Anke Harnack waren dabei. Aus Sicht von Aktion Kindertraum war neben vielen anderen Auftritten auf der großen Musikbühne einer ganz besonders: Kinder des Projektes „Aus der Stille in den Klang“ waren mit der Musik-Pädagogin und Musik-Wissenschaftlerin Elena Kondraschowa aus Hannover gekommen.
Dieses Projekt wird schon seit längerem organisatorisch und finanziell von Aktion Kindertraum sehr tatkräftig unterstützt. Elena Kondraschowa war mit fünf Kindern der Hartwig-Claußen-Schule aus Niedersachsen angereist und zusammen spielten sie einige Musik-Stücke – das Publikum war begeistert.
Für die Kinder von „Aus der Stille in den Klang“ war dies durchaus keine neue Erfahrung, sie haben schon einige Auftritte vor größerem oder gar großem Publikum gehabt, einen sogar im kleinen Sendesaal des Landesfunkhauses Hannover. Unter der souveränen und ruhigen Anleitung von Elena Kondraschowa gaben die Kinder drei Stücke zum Besten und genossen hinterher noch das Sommerfest mit seinen zahlreichen Imbiss-Ständen, dem Kinderschminken, der Hüpfburg oder auch den sehr lustigen Clowns.
Schulabschlusskonzert in Hannover
Auch die Stuhlreihen in der Aula der Hartwig-Claußen-Schule – Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Hören in der Landeshauptstadt Hannover waren gut gefüllt. Sowohl die Eltern der musizierenden Kinder und Jugendlichen als auch deren Schulkameradinnen und -kameraden waren zum Konzert anlässlich des Schuljahresendes gekommen.
Klassische und Volkslieder wechselten sich ab, ebenso wie die Kinder, die entweder solo oder zu mehreren ihren großen Auftritt im Rahmen des Projekts „Aus der Stille in den Klang“ von Aktion Kindertraum unter der Leitung von Elena Kondraschowa hatten.
Darunter auch die 13-jährige Aliyah, die seit zwei Jahren Klavier spielt. Als Dreijährige bekam sie ein Cochlea-Implantat. Ihre Mutter Vanessa Demir ist begeistert von dem Projekt, das es den Kindern ermöglicht, ein Instrument zu erlernen, um so schneller besser hören und sprechen zu können. Sie sagt: „Ich bin so dankbar, dass es dieses Projekt gibt. Einmal pro Woche fahren wir zu Elena zum Unterricht. Auch wenn Aliyah nach der Schule manchmal kaputt ist – den Unterricht hat sie noch nie ausfallen lassen!“
„Das Gehör wird durch das Projekt viel besser trainiert!“
Seit sie Klavier spielt, kann Aliyah nicht nur hohe und tiefe, helle und dunkle Töne unterscheiden, sondern auch traurige und fröhliche Melodien erkennen. Vanessa Demir ist überzeugt: „Das Gehör wird durch den Musikunterricht noch einmal viel besser trainiert!“
Auch die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer haben bei ihren Schülerinnen und Schülern, die Teil dieses Projekts sind, erstaunliche Veränderungen bemerkt. Jonas Andehm berichtet: „Wir haben eine Schülerin, die sich Vieles nicht merken kann, aber wenn es um den Geigenunterricht geht, den vergisst sie nie!“ Und Friederike Lahtz ergänzt: „Selbst bei Klassenarbeiten schaut meine Schülerin auf die Uhr – und ist dann ganz aufgeregt, wenn sie nicht pünktlich zum Geigenunterricht kommen kann. Die Klassenarbeit ist ihr nicht so wichtig …“
Taubstummes Kind kann sich durch Geige ausdrücken
Noch erstaunlicher findet Birgit Schröder-Ryl die Fortschritte ihres neuen neunjährigen Schülers aus Afghanistan. Er hat erst seit kurzem ein Cochlea-Implantat, konnte sich gar nicht äußern, da er von Geburt an taub war und im Kriegsgebiet von Afghanistan weder Kindergarten noch Schulunterricht hatte. Er konnte weder hören noch sprechen als er nach Deutschland und in ihre Klasse kam. „Jetzt kann er sich wenigstens schon einmal über die Geige ausdrücken“, sagt sie. Und ist erstaunt, welche Fortschritte er über den Instrumentalunterricht inzwischen schon gemacht hat.
Sechs hörbeeinträchtigte Vorschulkinder machen Musik in Braunschweig
Erst seit November 2023 unterstützt die deutschlandweit agierende Hilfsorganisation Aktion Kindertraum auch zehn hörbeeinträchtigte Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren aus dem Kindergarten des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte (LBZH) in Braunschweig unter der Leitung von Musikpädagogin Tatiana Ladutko – maßgeblich mit Hilfe der Kroschke Kinderstiftung. Auch hier sind schon große Erfolge dieses Projekts, das zunächst in Hannover, in der Hartwig-Claußen-Schule begann, bereits sichtbar.
Erstes Konzert nach nur sechs Monaten…
Was die Kleinen nach nur sechs Monaten schon so alles gelernt hatten, war wirklich beeindruckend. Das Konzert fand bei wunderschönem Wetter im Garten des LBZH am letzten Tag vor den Ferien in der Kita statt.
Nach einer kleinen rhythmischen Begrüßung folgte eine wirklich sehr anrührende musikalisch untermalte Geschichte von einem kleinen Esel, der neue Freunde suchte. Dabei bekam jedes Kind seinen musikalischen Einsatz mit einem Schlaginstrument.
Anschließend hatten die Eltern Gelegenheit, einzeln einmal dem Unterricht ihres Kindes beizuwohnen.
Neu nach den Sommerferien: Musikstunden für Erstklässler – und Nachrücker
Nicht nur Elena Kondraschowa und Ute Friese sondern auch Reinhold Renger von der Kroschke Stiftung waren sich einig: Dieses Projekt muss unbedingt fortgeführt und erweitert werden. Die heutigen Vorschüler werden im Sommer eingeschult – dann rücken neue Vorschülerinnen und -schüler nach.
Die Zeit der Sommerferien wird jetzt genutzt, um die Implementierung des Unterrichts auch in der 1. Klasse vorzubereiten
Ute Friese: „Dieses Projekt wollen wir langfristig bundesweit etablieren!“
Ute Friese, Gründerin und Geschäftsführerin von Aktion Kindertraum, war von allen Auftritten der Kinder und Jugendlichen begeistert und versprach: „Wir werden dieses Projekt stetig weiterführen. Ziel ist, ,Aus der Stille in den Klang‘ bundesweit zu etablieren, um so möglichst vielen Kindern nicht nur diese musikalische Freude, sondern auch viele andere dadurch bedingte Fortschritte und persönliche Entwicklungen zu ermöglichen.“
Über das Projekt wurde unter anderem auch schon im TV berichtet. Sie können die NDR-Dokumentation „Mit dem Körper hören“ in der Mediathek anschauen.