In Zeiten von Corona ist es für alle schwer, aber am allerschlimmsten ist es für die Kinder. Sie müssen auf so Vieles verzichten. Manche Kinder müssen sowieso tagtäglich viele Abstriche machen: Wenn sie beispielsweise, so wie Maja, einen schwerkranken Bruder haben, der schon oft operiert werden musste. Deshalb ist Mama Julia oft nicht da, weil sie gemeinsam mit dem dreijährigen Moritz ins Krankenhaus oder im Alltag zu diversen Ärzten muss.

Der schwerkranke Bruder braucht viel Aufmerksamkeit
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Die Familie freut sich auf Hajo: Papa Simon, Mama Julia, Maja, Nele und Moritz.

Und auch wenn Moritz zuhause ist, geht viel Zeit, Aufmerksamkeit und Fürsorge der Mutter an Moritz, weil er unter einem Chromosomendefekt leidet, mit einer Sonde ernährt wird und extrem pflegebedürftig ist. Für Geschwisterkinder wie Maja – und auch ihre ältere Schwester Nele – ist das dann manchmal schon sehr hart. Denn auch Papa Simon ist wochentags natürlich erst nach der Arbeit für die Kinder da.

Und dann starb plötzlich Majas Pony Hermine

Bisher war das dennoch alles erträglich, weil sich Maja – und auch ihre Schwester Nele – um ihr Pony Hermine, das direkt nebenan bei den Nachbarn stand, kümmern konnten. Die Kinder hatten viel Freude an dem Tier, bei dem sie oft und regelmäßig ihre Freizeit verbrachten. Doch eines Nachmittags, ganz plötzlich, lag das erst dreijährige Pferd tot auf der Weide. Einfach so. Der Tierarzt tippte auf einen Aorta-Abriss. Maja erinnert sich noch genau an den Tag und ist noch immer fassungslos: „Ich war nachmittags noch da und hatte Hermine ,Hallo‘ gesagt und sie gestreichelt und geputzt.“

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Ein Bild aus glücklichen Tagen: Maja mit ihrem Pony Hermine

Majas Welt stand plötzlich Kopf. Die tägliche liebevolle Pflege und das Zusammensein mit dem Pony fiel weg. Die Mutter oft nicht da oder mit ihrem Einsatz bei Moritz aktiv. Viel Zeit für die Geschwisterkinder, die jetzt keine tierische Freundin mehr hatten. Eine wirklich trostlose Zeit. Maja trauerte sehr um Hermine. Aber: An den Kauf eines neuen Ponys konnte die Familie wegen der fehlenden finanziellen Möglichkeiten gar nicht denken. Deshalb wandte sich Maja mit einem Brief an Aktion Kindertraum. Sie hatte gehört, dass die Hilfsorganisation nicht nur an kranke, behinderte und sozial schwache Kinder und Jugendliche denkt, sondern auch gerne den Geschwistern dieser Kinder, die ja selbst auch auf viel verzichten und oft zurückstecken müssen, einmal einen Wunsch erfüllt. Selbst wenn er noch so groß ist.

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Hajo ist glücklich mit seiner im doppelten Wortsinn „kleinen Herde“.
Konik-Pony Hajo suchte sich seine neue Besitzerin selbst aus…

Und so kam es, dass kurz vor Weihnachten die ganze Familie aufgeregt auf der Weide stand und auf das neue Pony wartete. Und zwar eins, das perfekt zu den Kindern passte: Erstens kam es gleich aus der Nähe – aus Ostfriesland –, zweitens wurde es auch gleich um die Ecke ausgebildet und drittens, so bestätigte es die Ausbilderin des Pferdes, Michelle, hatte sich auch das Pony die Kinder ausgesucht. Denn während es anderen Interessenten demonstrativ den Rücken zuwandte, kam es sofort auf Maja zu, als diese zum Kennenlernen da war. Wie es dazu kam?

Eine Bekannte hatte die Anzeige gesehen, die folgendermaßen lautete:


HAJO SUCHT EIN ZUHAUSE!

Unser Eventkonik HAJO aus dem Projekt MEIN WILDPFERD vom rohen Wildling zum echten Freund sucht noch ein neues Zuhause!
Hajo ist jetzt 5,5 Jahre jung und überzeugt mit seinem souveränen Wesen. Eine neue Herausforderung? Hajo guckt, überlegt und macht.
Unsere Trainerin Michelle Zinn hat Hajo im Rahmen unseres Events eine tolle Grundausbildung gegeben, sie beinhaltet Verladen, Führen, Longieren und Reiten in Schritt und Trab, Handpferdeerfahrung im Gelände und Stangenarbeit. Hajo hat durch die Ausbildung unheimlich an Selbstvertrauen gewonnen und möchte seinen Menschen auch gern beschützen, das macht ihn ganz stolz. Wer hat Lust, sein Herz zu erobern?

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Fotos des Verkaufspferd aus dem Internet, in der Mitte mit Trainerin Michelle.

Konik? Was bitte schön ist das denn?

Die Koniks gehören zu einer sehr robusten, wildpferdeähnlichen Ponyrasse, die aus Polen kommt. Sie zeichnet sich unter anderem durch ihre falbene Fellfarbe, ihren dunklem Aalstrich und ihren dunklen Beinen aus. Hajo lebte bisher auf dem NABU-Woldenhof in Ostfriesland. Denn hier werden in verschiedenen Gebieten diverse Beweidungsprojekte betrieben, die der Förderung der regional typischen Artenvielfalt dienen sowie Artenschutzprojekte für Wiesenvögel und die Erhaltung von Binnensalzstellen mit seltenen Pflanzenarten unterstützen.

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Noch ein bisschen verschwitzt und müde, aber 100 Prozent Konik: Hajo!
Koniks leben (fast) wild in Ostfriesland für ein Beweidungsprojekt

Seit 2008 werden die Beweidungsprojekte mit einem neuen Konzept betrieben. Die Koniks werden dabei in einer Ganzjahresbeweidung einerseits fast völlig wild, andererseits aber auch mit Versorgungsplätzen und Unterständen,  einer festen Umzäunung des Areals sowie Anlagen zur Behandlung von Tieren gehalten. Der Name „Konik“ stammt aus dem Polnischen und bedeutet so viel wie „Pferdchen“ oder „kleines Pony“. Für die Betreuung der einzelnen Gebiete konnten erfahrene Vor-Ort-Betreuer gewonnen werden, die täglich die Weiden und Tiere kontrollieren.

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Hajo steigt aus auf seine neue Wiese.
Der Tag, an dem Maja ein neues Pony bekam…

Und dann war es so weit: Bei drei Grad Celsius kam der Hänger mit Ausbilderin Michelle langsam auf den Hof gefahren. Hinten drin war ein aufgeregter und verschwitzter Hajo mit dickem Winterfell, der noch gar nicht so richtig wusste, was da auf ihn zukommen sollte. Damit Hajo sich beim Ausladen wohlfühlt, ging es gleich auf die Wiese. Wo Hajo sich erst einmal umschauen durfte. Am interessantesten fand er zuerst seine zukünftigen Kameraden, die auf der anderen Seite des Zauns schon neugierig warteten: Vier Shetland-Ponys, die ihn ganz beeindruckt anschauten. Denn selbst mit seiner für ein Pferd eher kleinen Widerrist-Höhe von 1,30 Meter ist er für die Shettys, die höchstens 87 bis 107 Zentimeter messen, eher ein Riese …

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Wer ist das denn? Erstmal schauen, wer die anderen beziehungsweise wer der Neue ist …
Mitten zwischen den Shettys: Hajo sind seine Menschen wichtiger…

Nach einem ersten Beschnuppern und Hin- und Hergerenne am Zaun durften sich alle Vierbeiner schließlich ohne Zaun kennenlernen. Und dann kamen auch Maja mit dazu. Toll von Hajo: Tatsächlich ist sie ihm anscheinend wichtig, denn er ließ die Vierbeiner erstmal stehen und kam an, um Hallo zu sagen. Und Michelle, die zugibt, dass sie einerseits sehr froh ist, dass Hajo eine neue Besitzerin hat, andererseits aber natürlich auch traurig, ihn nach dreimonatiger Ausbildung weggeben zu müssen, erzählt: „So war es auch, als die beiden Schwestern Hajo zum ersten Mal gesehen haben: Er ging sofort auf sie zu!“

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Bemerkenswert: Als Hajo Maja sieht, läßt er seine Artgenossen einfach stehen und kommt zu ihr.

Wie schön, dass wir bei dieser ganz besonderen Begegnung dabei sein durften. Wir wünschen der ganzen Familie viel Freude mit Hajo und hoffen, dass er mit seiner ruhigen Art für alle eine Bereicherung ist. Auch für die Familienmitglieder, die ihn vielleicht später gar nicht reiten werden…

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Immer mit dabei: Unser Filmteam und Projektleiterin Helga Berndmeyer (links).