Es gibt Familien, die wir nicht vergessen werden, weil uns ihr Schicksal außerordentlich nahe geht, weil es uns emotional beschäftigt. So geht es allen im Team, vor allem aber der Mitarbeiterin, die den Wunsch koordiniert. Heute schreibt Beate über ihre Gedanken und Gefühle, wenn sie sich an Stellas Wunsch, den Europa Park zu besuchen, erinnert.
Es gibt Lebensgeschichten, die berühren von Anfang an. So erging es mir mit Stella! Bis zum achten Lebensjahr war das Mädchen ein gesundes und fröhliches Kind. Leider erkrankte sie 2016 an einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Eine Infektion mit Meningokokken ist in Deutschland eher selten und mit einer Antibiotika-Therapie behandelbar. Doch bei Stella nahm die Infektion einen dramatischen Verlauf. Die Bakterien verteilten sich in ihrem kleinen Körper und es kommt zu einer schweren Blutvergiftung (Sepsis). Es gab nur einen Weg, eine unvorstellbare Entscheidung, um Stellas Leben zu retten: Die Ärzte waren gezwungen, dem Mädchen Arme und Beine zu amputieren.

Das ganze Leben ändert sich dramatisch
Es war für Stella und die Mutter eine unfassbar belastende und lebensverändernde Situation. Ein ganzes Jahr war sie im Krankenhaus und musste viele Behandlungen und Operationen erdulden! Innerhalb dieser Zeit wurde alles radikal verändert und das Leben neu geschrieben.
Auch in meiner Familie wurde auch schon mal jemand über Nacht zum Pflegefall, deshalb weiß ich, wie gravierend so ein Einschnitt sein kann.
Um so beeindruckender ist es, Stella persönlich kennenzulernen und zu erleben. Sie ist nach wie eine sehr fröhliche und lustige Jugendliche. In der Schule und in Therapieeinrichtungen fällt sie mit ihrer optimistischen und zugewandten Freundlichkeit auf. Jeder ist gerne mit ihr im Kontakt. Ihre Lebenssituation ist mit Sicherheit nicht einfach, deswegen ist es so schön zu erleben, wie selbstbewusst sie ist. Stella ist sehr empathisch und hilft, wo sie kann.

Mit diesen Eigenschaften fiel sie in der Schule auf und war eine Unterstützung in schwierigen sozialen Situationen. Eine Lehrerin, Frau Ute Wischnat, hatte das Bedürfnis ihr etwas zurückzugeben und hat den Wunsch von Stella bei Aktion Kindertraum eingereicht. In der Schule hatte Stella vom Europa Park Rust gehört und war sehr interessiert daran, diesen zu bereisen.
Vor der Reise musste ich Vieles bedenken und organisieren.
Zunächst musste ein Termin gefunden werden. Weil Stellas Haut an den Armstümpfen sehr empfindlich ist, kam der Hochsommer schon mal nicht in Frage.
Nach zahlreichen E-Mails und WhatsApp Nachrichten war klar: Im Mai, vom 12. bis zum 15. geht es in den Europapark Rust. Ganz bewusst haben wir einen Zeitraum unter der Woche gewählt, da der Park am Wochenende natürlich stärker besucht ist.
Für mich sollte es die erste Reise werden, die ich für einen Menschen im Elektrorollstuhl organisiere. Das fand ich aufregend. Mir war es wichtig, nichts bei der Vorbereitung zu vergessen. Stella und ihre Mutter waren sehr unkompliziert und dankbar für alles, was ich organisiert habe. Mit der Unterstützung von Frau Wischnat wurde Schritt für Schritt organisiert.

Bei der Reiseplanung war die Aufregung groß, weil Stella und ihre Mutter noch nie zusammen verreist waren oder in einem Hotel übernachtet haben. Als die Mutter sagte, sie hätte panische Angst vorm Zugfahren, hat sie mir eine schlaflose Nacht beschert.
- Wie können die beiden gut zum Europa Park anreisen?
- Soll ich eine andere Reisemöglichkeit organisieren?
- Oder sie vielleicht begleiten?
Diese Fragen kreisten in meinem Kopf bis zum Telefonat mit Frau Wischnat: Ihr Sohn lebt in Freiburg und sie würde die Stella und ihre Mutter auf der Reise mit der Deutschen Bahn begleiten. Was für eine Erleichterung!
Von Schwerin bis in den Europa Park Rust waren sie neun Stunden unterwegs und mussten dreimal umsteigen. Natürlich brauchen sie mit einem E-Rollstuhl längere Zeit für einen Umstieg. Da war es sehr hilfreich, dass ich bei der Buchung längere Umsteigezeiten wünschen konnte.
Für Stella alles behindertengerecht gebucht
Sehr unkompliziert konnte ich telefonisch bei der Deutschen Bahn eine Umstiegshilfe für die Bahnhöfe buchen. Die Reservierung des Rollstuhlplatzes im Zug mit den dazugehörigen Sitzplätzen gehörte selbstverständlich dazu.
Alle drei Reisenden waren anschließend begeistert über diese Unterstützung der deutschen Bahn. Das hatte reibungslos funktioniert!
Im Europapark konnte ich ein behindertengerechtes Zimmer buchen. Dieses hatte breitere Türen, genug Bewegungsfreiheit und ein Badezimmer, das für die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrerinnen geeignet ist. Der organisatorische Rahmen war somit geschaffen.

Besonders schön war ein Vorbereitungstelefonat mit Stella. Ihre lockere, fröhliche Art war sehr ansteckend. Begeistert erzählte sie von ihrer Vorfreude und wirkte gleichzeitig sehr gelassen.
Bezaubernde Eindrücke am Ziel
Als Stella und ihre Mutter in Rust in ihrem Hotelzimmer ankamen, war die Faszination groß. Die Bilder von dem schönen Zimmer wurden sofort gepostet. Alles war großzügig und schön.

Noch aufregender wurde es dann im Park selbst: Es gab so viel zu entdecken und zu bestaunen. Vieles ist im Park barrierefrei und gut zugänglich.
Besonders schön fanden sie die Reise mit dem Expresszug von Griechenland nach Spanien.
Stella eroberte das kleine Europa im Park und ihre Mutter lies Freunde und Familie mit Videos daran teilhaben. Als akustische Untermalung gab es oft ein Lachen oder Jubelrufe von den beiden. Die Faszination und Lebensfreude bei diesem schönen Erlebnis waren deutlich spürbar.
Diese vielen Eindrücke und magischen Momente haben sie in vollen Zügen genossen. Schon nach wenigen Stunden waren sie sich einig: Hier wollen wir nicht mehr weg!





Stella sammelt Magnete, logisch, dass sie sich als Erinnerung auch welche vom Europa Park Rust mitgebracht hat. Ein paar Kuscheltiere als Souvenir wurden spielerisch im Automaten geangelt.
Doch das Beste: Stella und ihre Mutter haben so viele neue Erfahrungen gewonnen und schöne, bleibende Erinnerungen gesammelt.
Große Dankbarkeit und neue Ziele
Das Reisen bildet ist bekannt. Stella und ihre Mutter hat es auch im Selbstvertrauen gestärkt. Selbständig haben sie Fragen mit dem Hotelpersonal an der Rezeption geklärt und sich im Park orientiert. Ihre Reiselust ist eindeutig geweckt worden. Stella hat ein neues großes Ziel: Sie möchte unbedingt Paris entdecken.
Aktion Kindertraum ist sehr dankbar für die großartige Unterstützung für diesen Herzenswunsch.
Ich bin sehr glücklich Stella kennengelernt zu haben. Sie hat viele Herzen geöffnet und so viel Lebensmut sowie Lebensfreude versprüht.
Stella, du bist für mich ein sehr berührendes Beispiel, wie auch in schwierigen Lebenssituationen das Leben schön sein kann.
Danke, dass wir daran teilhaben durften, liebe Stella. Und natürlich wünschen wir dir noch viele Reisen in und vielleicht auch mal außerhalb Europas.