Es gibt Wunscherfüllungen, die bleiben uns Traumerfüllerinnen von Aktion Kindertraum aus verschiedenen Gründen immer in besonderer Erinnerung. So ist für mich unvergessen der Wunsch von Yuki aus Japan, der ein WM-Spiel seiner japanischen Mannschaft sehen wollte.

Dieser Wunsch klingt so einfach, war jedoch überhaupt nicht einfach zu realisieren. Dass es am Ende doch geklappt hat, macht diesen Wunsch für mich so besonders.

Einmal die Nationalmannschaft sehen …

Im Februar 2006 erhielten wir einen Brief von einem Ehepaar, das im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Hiroshima immer wieder Jugend-Delegationen aus Japan in Hannover betreuten.

Oft wurden diese Reisen initiiert und organisiert von Herrn Moroshima, der mit dem besagten Ehepaar befreundet war. Herr Moroshima kümmerte sich als Germanist an der Universität Hiroshima auch um behinderte Jugendliche und lud diese dorthin zu Seminaren ein. So lernte er Yuki kennen.

Der damals 16-Jährige war an Muskeldystrophie Duchenne erkrankt, aber so fit, dass er Rollstuhlfußball spielte. Und sowieso war er ein großer Fußball-Fan.

Yuki und Hero in Dortmund 085 - Ein Sommermärchen für Yuki
Das Dortmunder Stadion kurz vor dem Spiel

Yukis elfwöchiger Aufenthalt in Deutschland fiel damals in den Juni 2006, in dem gerade die Fußball-WM in Deutschland stattfinden sollte. So kam die Idee auf, dass es toll wäre, wenn Yuki live in einem der WM-Stadien ein Spiel der Japanischen Fußballmannschaft besuchen könnte.

Zuerst wurde ich ausgelacht …

An und für sich sind Wünsche nach Fußballkarten nicht so schwierig zu erfüllen. Die Karten für die Spiele der WM in Deutschland wurden jedoch per Losverfahren an den Fan gebracht. Und die Verlosung war bereits abgeschlossen!

Ich stellte mich dennoch der Herausforderung und begann sämtliche Sponsoren des „Sommermärchens“ – wie die WM wegen des tollen Wetters und der freundlichen Stimmung später genannt wurde – anzurufen. Allerdings: So wurde das Sommermärchen für mich fast zum Alptraum. Die Reaktionen auf meine Anfrage waren vielfältig und reichten von Bedauern, Fassungslosigkeit und den Hinweis, an noch laufenden Gewinnspielen teilzunehmen bis hin zu Heiterkeitsausbrüchen. Ja, ich musste mich regelrecht auslachen lassen für meine Idee, noch im März Karten haben zu wollen für ein Spiel im Juni. Dass wir einen Rollstuhlplatz benötigten, machte es nicht einfacher.

Dranbleiben! Durchhalten!

Aber ich blieb dran. Telefonierte, mailte und schrieb Briefe. Allen, die irgendwie Kontakte zu den Vereinen oder zu den Fußballverbänden haben könnten, erzählte ich von Yuki aus Japan.

Mittlerweile war es Ende April und ich hatte eine Woche Urlaub. Vor dem Urlaub beschlossen wir im Team, dass wir, wenn wir danach keine weiteren Reaktionen bekämen, die ganze Sache abblasen und uns eingestehen würden, dass wir in diesem Fall leider eben doch nichts erreichen könnten.

Eine Überraschung zur Überraschung

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Es war der zweite Urlaubstag. Ich saß mit meinen Eltern auf der Terrasse am Frühstückstisch. Mein Telefon klingelte. Und Ute erzählte mir, dass wir Karten für Yuki bekommen! Die Continental AG aus Hannover stellte sie uns zur Verfügung.

Tschakka! Was für eine Genugtuung und welche Freude, Yukis Traum nun doch realisieren zu können. Am 22.06.2006 konnte er das Vorrundenspiel „seiner“ Japaner gegen die brasilianische Nationalmannschaft in Dortmund anschauen.

Yuki und Hero in Dortmund 006 - Ein Sommermärchen für Yuki

Ein Sportagent vermittelte uns noch dazu einen Kontakt zu einem Funktionär des Japanischen Fußball-Verbandes. Und so konnten wir für Yuki vor dem Spiel noch eine Überraschung organisieren. Er bekam nicht nur die Tickets überreicht, sondern auch ein signiertes Trikot der Japanischen Nationalmannschaft.

Yuki erzählte später den anderen Jugendlichen und MitarbeiterInnen in seinem deutschen Zuhause auf Zeit – das Internat des Rehazentrums Bathildesheim – dass es sein Traum war, Deutschland zu besuchen. „In meiner Heimat möchte ich all denen, die an derselben Krankheit wie ich leiden, von meinen Erlebnissen berichten und ihnen zeigen, dass Träume in Erfüllung gehen können!“ Und dass der 16jährige während seines Aufenthalts in Deutschland Akteur im Sommermärchen sein durfte, machte ihn besonders glücklich.