Manche Dauerprojekte von Aktion Kindertraum dauern ganz schön lange. So wie das Forschungsprojekt „Lernen mit Licht“, von dem wir erstmals 2015 im Jahresrückblick berichtet haben. Seit damals hat Aktion Kindertraum das Projekt des Pädagogischen Instituts der Universität Heidelberg unterstützt. Denn dabei wurde die Wirkung von sogenannten LiteScouts für sehgeschädigte Kinder und Jugendliche untersucht. Jetzt – nach sechs Jahren – wurden sehr ermutigende Resultate veröffentlicht.

LiteScouts sind magnetische Leuchttafeln oder Lichtboxen. Darauf lassen sich Gegenstände aus durchscheinenden Materialien, Schablonen oder Folien legen. Die Kinder sehen nicht nur die Gegenstände und Formen kontrastoptimiert, sie können sie auch räumlich begreifen. Das ist ein Vorteil gegenüber dem Lernen am Bildschirm. Mit den Lichtboxen macht den Kindern das Lernen große Freude und ganz nebenbei verbessern sie spielerisch ihre Sehleistung, die Koordination von Auge und Hand sowie ihre allgemeine Wahrnehmung.

Einzelfallstudien zur Untersuchung der Fördereffekte
aktion kindertraum lea litescout 1 - Ein Lichtblick nach sechs Jahren
Lea wünschte sich im Jahr 2010 einen Lite Scout bei Aktion Kindertraum.

Das war die Erfahrung mit den Lichtboxen bis 2015, doch eine wissenschaftliche Untersuchung gab es dazu noch nicht. „Im Rahmen von insgesamt 12 Einzelfallstudien mit sehbehinderten Kindern mit zusätzlichen Beeinträchtigungen im Alter von 3 bis 13 Jahren wurde die Effektivität des Einsatzes von Lichtboxen zur visuellen Wahrnehmungsförderung überprüft. Hierzu wurden videografierte Fördersequenzen, bei denen Übungen zu verschiedenen Sehfunktionen sowohl mit als auch ohne Lichtbox durchgeführt wurden, analysiert.“ So beschreiben die Autoren Markus Lang und Frank Laemers den Zuschnitt des Forschungsprojekts.

Wie und warum hat sich Aktion Kindertraum beteiligt?

Aktion Kindertraum hat für verschiedene Fördereinrichtungen, die an der Studie teilgenommen haben, LiteScout-Systeme finanziert: Eine durchaus kostspielige Angelegenheit: Denn jede Lichtbox und das passende Lehrmaterial kosten rund 5.000 EUR.

Gerade für Familien mit behinderten Kindern ist es schwierig, die Kosten für solch ein Therapiegerät selbst aufzubringen. Das ist bislang noch in den meisten Fällen erforderlich, denn die Lichtboxen stehen nicht im Katalog der zulässigen Heilmittel. Somit erhalten die Betroffenen keinen Zuschuss durch die Krankenkassen. Um den Familien zu helfen, hat Aktion Kindertraum die Studie der Universität Heidelberg unterstützt.

Die Studienergebnisse machen Mut

„Die beobachtbaren Reaktionen und Verhaltensweisen der Kinder lassen Fördereffekte in den Bereichen erfolgreiche Aufgabenbewältigung, Aufmerksamkeit, Motivation und Interesse am Spielmaterial erkennen.“ Das berichten die beiden Wissenschaftler der Uni Heidelberg. „Im Vergleich zu identischen Lernangeboten ohne Lichtbox konnte (…) gezeigt werden, dass der Lichtboxeinsatz (hier: „LiteScout Pro“) bei der Hälfte der Kinder die Aufgabenbewältigung, bei 58 % das Materialinteresse und bei zwei Drittel der Kinder die Aufmerksamkeit und die Motivation positiv beeinflusst.“

Zugleich sehen die Wissenschaftler fördernde Anwendungsmöglichkeiten der Lichtboxen auch für andere Alters- und Kompetenzstufen: „Durch entsprechend angepasste Materialien und Aufgabenformate (z. B. Schreib und Malaufgaben auf Folien, Einsatz bunter Folienbilder aus Bilderbüchern, Übungen zum Nachspuren …).“

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In der Fachzeitschrift des Verbandes für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik wurden die Ergebnisse der Studie zusammengefasst.
Studie als Vorbild für das aktuelle Projekt „Aus der Stille in den Klang“

Die Studie zu den Lichtboxen ist mehr als ein Hoffnungsschimmer für ein anderes, aktuelles Projekt von Aktion Kindertraum. Bei „Aus der Stille in den Klang“ geht es ebenfalls um einen innovativen therapeutischen Ansatz – in diesem Falle ein besonderer Musikunterricht für hörgeschädigte Kinder. Das Pilotprojekt „Aus der Stille in den Klang“ soll die Basis schaffen für weitergehende wissenschaftliche Studien. Aktion Kindertraum ist auch hier wieder ein Wegbereiter und wird dabei prominent unterstützt. Als Botschafter konnte Aktion Kindertraum zwei deutschlandweit geschätzte und international erfolgreiche Künstler und Musiker gewinnen: den hannoverschen Musikproduzenten Mousse T. und den Hamburger Konzertpianisten Sebastian Knauer. Mehr über das Pilotprojekt erfahren Sie hier.

Und wenn jetzt die LiteScouts oder vergleichbare Systeme durch die Krankenkassen gefördert werden, dann haben sich der Einsatz von Aktion Kindertraum und die großzügigen Zuwendungen richtig gelohnt – und zwar dauerhaft.

Gastautor: Robert Exner