Warum Privatdozentin Dr. rer. biol. hum. Angelika Illg, Leiterin des therapeutischen Teams des Deutschen HörZentrums (DHZ) der Hals-Nasen-Ohren-Klinik an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), unser tolles Pilotprojekt „Aus der Stille in den Klang“ unterstützt, erklärt sie so: „Es ist mir immer ein Anliegen, therapeutische Ansätze zu fördern. Ich bin selber mit Musik aufgewachsen. Ich spiele Blockflöte, Klarinette, Klavier und singe. Musik hat Auswirkungen auf viele Fähigkeiten, das habe ich bereits in diversen anderen Projekten erlebt.“

Wissenschaftliches Arbeiten, um das Projekt in Deutschland weiterzutragen. 
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Privatdozentin Dr. rer. biol. hum. Angelika Illg

Wir sind sehr froh, dass Dr. Illg unser Projekt mit Hilfe von zwei Stipendiatinnen wissenschaftlich unterstützt. Denn nur so, mit wissenschaftlicher Dokumentation, können wir – hoffentlich – beweisen, dass das Hören und Sprechen von Kindern mit Cochlea-Implantat (CI) durch Musikunterricht positiv beeinflusst wird.

Zwei Kindergruppen im Vergleich

Um zu prüfen, ob und wie Musikunterricht auf Geige oder Klavier den Hörsinn der Kinder mit CI verändert, gibt es zwei Gruppen: Eine, die lediglich den normalen Musikunterricht in der Schule erhält und eine weitere, wo die Kinder zusätzlich einmal pro Woche unter Anleitung von Elena Kondraschowa auf einem eigenen Instrument im Einzelunterricht musizieren.

Dr. Illg: „Ich arbeite wissenschaftlich, für mich wird es daher sehr interessant sein, zu sehen, ob bzw. wie sich die Fähigkeiten der Kinder mit zusätzlichem Musikunterricht im Vergleich zu Kindern ohne Musikunterricht verändern. Und wenn sich etwas verändert: Welche Fähigkeiten sind das konkret? Dazu werden die Kinder am Anfang und am Ende des Projekts anhand einer Skala getestet.“

Abgefragt wird dabei unter anderem: Wie gut können die Kinder mit CI hören? Wie gut können sie sprechen und sich artikulieren? Weiter gehört auch dazu: Wird ein Musikstück gespielt: Kann das Kind erkennen, ob das Musikstück beispielsweise lebhaft oder eher ruhig ist, fröhlich oder traurig?

Frage-Skalen für Erfolg oder Misserfolg
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Die beiden Stipendiatinnen Ricarda (2. v. links) und Mareike (r.) checken per Fragebogen, wie weit die Kinder in Sachen Musik sind.

Dr. Illg: „Dazu haben wir Skalen entwickelt, woran wir Erfolge oder Misserfolge sehr gut messen können.“ Sie hofft: „Ich wünsche mir sehr, dass die Kinder trotz der Corona-Problematik möglichst viel Musikunterricht erhalten. Und dass die Motivation, ein Instrument zu spielen, bei den Kindern erhalten bleibt. Wenn alles optimal läuft, bin ich sicher, dass die Kinder vom Musikunterricht sowohl emotional als auch musikalisch profitieren werden.“

DHZ weltweit größtes Kompetenzzentrum für Cochlea-Implantate

Der Arbeitsplatz von Dr. Illg ist international bekannt: Denn das DHZ Hannover ist das weltweit größte Kompetenzzentrum für Cochlea-Implantationen sowie implantierbare Hörgeräte. Gemeinsam mit der HNO-Klinik konnten bisher mehr als 9.000 Erwachsene und Kinder mit einem Cochlea-Implantat (CI) versorgt werden; pro Jahr inzwischen rund 600 Patienten.

Hörstörungen gehören zu häufigsten Krankheiten: 15 Millionen Menschen leiden darunter

Denn Hörstörungen gehören zu den häufigsten Krankheiten unserer Gesellschaft. Rund 15 Millionen Menschen sind allein in Deutschland davon betroffen, in allen Altersklassen und mit den unterschiedlichsten Ausprägungen. Laut DHZ können allerdings sämtliche Formen und Grade von Schwerhörigkeit heutzutage mithilfe neuester medizinischer und technologischer Entwicklungen diagnostiziert – und therapiert werden.

Das 2003 gegründete DHZ bietet als Teil der Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik der MHH den jeweils modernsten Standard diagnostischer Verfahren sowie operativer Behandlungsmöglichkeiten.

Seit 1998 leitet Dr. Angelika Illg das therapeutische Team des DHZ mit ihrem breitgefächerten Know-how in Hör-, Sprach- und Stimmtherapie.

Aufgewachsen in Brandenburg und Berlin interessierte sie sich schon immer für Sprachen sowie Themen rund um die Audiologie, das heißt, sämtliche Aspekte der auditiven Wahrnehmung. In Berlin studierte sie Medizinpädagogik. Ihre Ziele: „Wissen weitergeben und vermitteln, junge Menschen unterstützen.“

Nach ihrer Habilitation 2019 erhielt sie den KIND-Hörstiftungspreis für ihre wissenschaftliche Arbeit über Strategien zur Optimierung der Hör-Rehabilitation und Steigerung der Bildungschancen bei CI-PatientInnen.

Zwei Studentinnen kümmern sich um Befragung bei den Kindern
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Ricarda (Foto rechts) und Mareike checken, wie gut die Kinder hören können.

An ihrer Seite stehen die beiden Studentinnen Mareike Dröge und Ricarda Gorny, die sich bereits im ersten Semester kennenlernten und feststellten, dass sie sich auf denselben Schwerpunkt im Studium –  Sprachtherapie – spezialisiert hatten. Dadurch lernten sie auch Dr. Illg kennen, die eine ihrer DozentInnen ist. Als Dr. Illg fragte, wer sich für das Pilotprojekt „Aus der Stille in den Klang“ von Aktion Kindertraum interessieren und sich dies eventuell als Thema für die Bachelor Arbeit vorstellen könnte, meldeten sich Ricarda und Mareike, die jetzt dafür sorgen, dass die Kinder des Projekts regelmäßig ihre Fragen für die Skalierbarkeit des Projekts beantworten, die sie gemeinsam mit Dr. Illg ausgearbeitet haben,

Und natürlich möchten wir auch unsere Stipendiatinnen vorstellen:

Mareike studiert im fünften Semester an der Leibniz Universität in Hannover Sonderpädagogik. Vor dem Studium machte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der gemeinnützigen Gesellschaft für integrative Behindertenarbeit (GiB). Dort arbeitete sie mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Weil ihr das so viel Spaß machte, entschied sie sich, Sonderpädagogik zu studieren.

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Mareike (Foto links)  in Action. Sie befragt eine der jungen Teilnehmerinnen zu ihrem Musikwissen ganz am Anfang der Studie.

Nach einem Semester Erziehungswissenschaften in Frankfurt entschied sich Ricarda Gorny dafür, den Studiengang zu wechseln, zurück nach Hannover zu ziehen und lieber an der Leibniz Universität Sonderpädagogik zu studieren. Sie hatte zuvor ihren Bundesfreiwilligendienst bei der AWO in der Familienbildung und Seniorenarbeit absolviert.

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Ricarda spricht mit Merdan (Foto links) und Chidubem. Merdan spielt Geige, Chidubem Klavier.

Wir freuen uns riesig, dass auch Mareike und Ricarda – als Stipendiatinnen von der Kroschke Kindertstiftung unterstützt – bei unserem Pilotprojekt „Aus der Stille in den Klang“ mitmachen und freuen uns schon auf die – hoffentlich – guten Ergebnisse, um dieses schöne Projekt deutschlandweit etablieren zu können.