Eine Premiere der besonderen Art konnte Aktion Kindertraum kürzlich feiern: Nämlich jene unseres Live-Talks BLICKPUNKT, den wir via Facebook gestreamt haben und der nun auf unserem YouTube-Kanal ebenfalls zu sehen ist. Das Thema war eines mit dem wir uns schon sehr lange beschäftigen: „Geschwisterkinder – ein Leben im Schatten?“.

Das Studio für diesen Live-Talk wurde in Hannover in einer sehr schönen Location aufgebaut – im 180grad der Kanzlei Römermann, mitten in der Stadt am Kröpcke, inklusive herrlichem Blick über die City. Nachmittags um 16 Uhr sollte es losgehen, aber schon sehr zeitig am Vormittag kamen die fünf Mitarbeiter der Agentur BERND aus Berlin, an ihrer Spitze dessen Chef, Alexander Konrad, nach Hannover. Im Schlepptau hatten sie jede Menge technisches Equipment.

Jede Menge modernster Technik

Angefangen von diversen Bildschirmen, High-Tech-Kameras, Computern bis zu Mikrofonen und Studio-Dekoration. Der Aufwand, einen solchen Talk professionell zu organisieren und zu produzieren ist doch ganz erheblich. Als dann die Gäste gut zwei Stunden vor Beginn der Sendung kamen, sahen sie ein komplett eingerichtetes TV-Studio ausgestattet mit modernster Technik.

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Hannah und ihr Vater Thorsten Brandt im BLICKPUNKT-Studio

Wer war nun von Aktion Kindertraum zu diesem 30-minütigem BLICKPUNKT-Live-Talk eingeladen worden? Da war zunächst die 15-jährige Hannah, sie geht in die zehnte Gymnasialklasse, mit ihrem Vater Thorsten Brandt. Hannah hat eine 18-jährige Schwester, Kira, die sehr schwer behindert ist.

Weiterer Gast war Ursula Neuhaus, sie ist die die Leiterin des Geschwisterkinder-Netzwerks, das im Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher integriert ist. Und schließlich war ich noch in der Runde. Moderiert hat den BLICKPUNKT-Live-Talk der Hamburger Journalist Andreas Wrede.

Den Familien Rückhalt geben

Vor Beginn der Sendung sprach er noch mit allen Gästen der Runde und stimmte sie auf den Talk ein, es wurde festgelegt, wer wo sitzen sollte und die Kamerapositionen wurden vom Regisseur und seinem Team abschließend justiert. Und nicht zu vergessen der Einsatz der Visagistin – im Studio wurde es doch ganz schön warm, da musste hier und dort noch abgepudert werden.

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Hannah kurz vorm Start der Sendung in der Maske

Schlag 16 Uhr ging’s dann los und Moderator Andreas Wrede begrüßte alle Gäste und stellte sie der Reihe nach vor. Das Thema „Geschwisterkinder – ein Leben im Schatten?“ war von Aktion Kindertraum mit Bedacht gewählt worden. Zum einen passt dieses Thema perfekt zum Motto von Aktion Kindertraum: „Wir geben Familien Rückhalt“. Zum zweiten ist dieses Thema schon seit langen Jahren eines der großen, auch kommunikativen Anliegen, weil es auch eher im Schatten des öffentlichen Bewusstseins angesiedelt ist.

Zusammen in den Urlaub fahren

Und last not least: In Deutschland gibt es rund zwei Millionen Geschwisterkinder, gut 200.000 davon leben in Niedersachsen. Eines davon, unsere Hannah, eröffnete dann den Live-Talk. Andreas Wrede fragte sie, was es denn mit dem Wohnwagen der Familie Brandt auf sich habe. Die hellwache Hannah erklärte, dass sie sich für ihre Familie vor einigen Jahren einen Wohnwagen gewünscht hatte. „Damit wir alle zusammen in den Urlaub fahren können!“.

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2015 wünschte sich Hannah einen Wohnwagen, damit ihre Familie und vor allem Schwester Kira ihr Zuhause auf Zeit immer mitnehmen können

Aktion Kindertraum ließ diesen Wunsch wahr werden und seitdem kann die ganze Familie regelmäßig schöne Familien-Touren unternehmen. Besonders wichtig war Hannah noch zu sagen, „dass wir als eine ganz normale Familie angesehen werden und nicht als die Familie mit dem behinderten Kind‘, das finde ich total doof und falsch.“

Die Helden des Alltags

Ursula Neuhaus erzählte dann wie multiprofessionell und interdisziplinär das Netzwerk für die Versorgung schwerkranker Kinder und Jugendlicher arbeiten müsse. „Denn es geht ja von der Palliativ-Versorgung über das Geschwisterkinder-Netzwerk bis hin zum Netzwerk onkologische Fachberatung um ein inhaltlich sehr breites Feld, das wir in unserer täglichen Arbeit abdecken müssen.“

Dabei stehen die Geschwisterkinder eben allzu oft in der zweiten Reihe der Familie – dabei sind sie doch „Helden des Alltags“, wie Ursula Neuhaus richtig bemerkte. Besonders helfen den Geschwisterkindern Workshops und Sommercamps, dort geht es um die intensive Auseinandersetzung der gesunden Geschwisterkinder mit ihrer individuellen Lebenssituation.

Der Fokus der Eltern

Denn oft hegen sie ambivalente Gefühle gegenüber ihren kranken Geschwistern: Einerseits lieben sie ihre Schwester oder den Bruder, andrerseits sind sie häufig eben nicht im vollen Fokus ihrer Eltern, die sich naturgemäß intensiver um das kranke Kind in der Familie kümmern. „Da muss man sich dann schon mal öfter bemerkbar machen“, findet Hannah selbstbewusst, „ich habe ja auch bestimmte Bedürfnisse, zum Beispiel mal etwas allein zu machen mit meiner Mutter oder meinem Vater.“

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Geschwisterkind Antonia wünschte sich sehr, einmal allein mit ihren Eltern Urlaub zu machen. Die geliebte Schwester Paula wurde in der Zeit von Profis betreut.

Ich wurde vom BLICKPUNKT-Moderator gefragt, inwieweit denn Aktion Kindertraum mit dem Geschwisterkinder-Netzwerk verbunden ist. „Nun wir unterstützen es schon länger und sehr intensiv, weil wir dessen Arbeit für sehr, sehr wichtig erachten.“ Denn tatsächlich wollen wir ja die gesunden Geschwisterkinder aus dem Schatten holen, auf ihre Situation aufmerksam machen. Das betrifft übrigens auch staatliche Stellen, die es sich da oft zu einfach machen: Sie sagen einfach, diese Kinder sind ja gesund, deswegen gibt es keine kassenärztlichen oder sozialstaatlichen Leistungen.“ Das ist schon ein ziemliches Ding der Unmöglichkeit, da befand sich diese BLICKPUNKT-Runde unisono in Übereinstimmung.

Der nächste BLICKPUNKT kommt bestimmt

Einig waren sich alle Gäste des Live-Talk ebenfalls, dass es gelte, das bundesweite Netzwerk für Geschwisterkinder auszubauen. „Es gibt eine kleine Szene, die das schon macht,“ weiß Ursula Neuhaus, „aber das gibt es ohne Zweifel noch viel zu tun.“ Ich hoffe natürlich, dass wir etwa durch unseren BLICKPUNKT-Live-Talk dazu beitragen können das Thema „Geschwisterkinder – Ein Leben im Schatten?“ von der Dunkelheit in das helle Tageslicht befördern können.

Die 30 Minuten vergingen wie im Fluge und Moderator Andreas Wrede konnte noch das Thema des nächsten Live-Talks ankündigen: Es wird um die ganze Bandbreite und Bedeutung von Tier-Therapien für kranke und behinderte Kinder gehen. Wir würden uns natürlich freuen, wenn sie dann wieder den Aktion-Kindertraum-Live-Stream einschalten. Stay tuned, sozusagen.