Autismus-Warnhund gesucht
Der Brief von Familie M. erreichte Aktion Kindertraum im Mai 2017: Sie waren verzweifelt. Der Familienhund, Liebling der Tochter, war im hohen Alter von 16 Jahren verstorben. Für Kylie (damals 13 Jahre alt) war das sehr schlimm, denn sie ist autistisch und – obwohl normalerweise ein fröhliches und aktives Kind – leidet sie immer wieder unter starken Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Traurigkeit. Sie zeigt schwere Verhaltensauffälligkeiten, besonders in der Öffentlichkeit. Wegen ihrer Behinderung hat sie kaum Freundschaften und alle Sozialkontakte müssen intensiv begleitet werden. Trotzdem ist sie aufgeschlossen und interessiert gegenüber anderen.
Mehr Sicherheit mit Autismus-Warnhund Yuki
Um Kylie wieder fröhlich sehen zu können, wandte sich die Familie aus Hannover an Aktion Kindertraum. Ihr Wunsch: Ein Welpe, der zum Behinderten-Begleithund ausgebildet werden kann, damit Kylie auch sicher unterwegs ist. Denn Kylie liebt es, draußen zu sein. Gar nicht so einfach, einen passenden Hund zu finden, aber gemeinsam mit einer Tiertrainerin wurde schließlich „Yuki von der Eulenstadt“, ein weiß-cremefarbener Chebo, gefunden.
Chebos sind besonders familienfreundlich
Warum ein Chebo? Weil diese Hunderasse nicht nur ganz besonders familientauglich, sondern auch noch sehr sensibel und gelehrig ist – und dabei wenig Bellneigung und Jagdtrieb zeigt. Chebos werden nur 55-58 Zentimeter groß und 30 Kilo schwer. Yukis Aufgaben? Nicht ganz einfach. Denn nach seiner insgesamt dreijährigen Ausbildung soll er für Kylie nicht nur eine emotionale Stütze und Begleitung sein, sondern ihr auch das Rausgehen und Bewegen in der Öffentlichkeit erleichtern. Dafür soll der Hund mit dafür sorgen, dass Kylie auf dem Fußweg bleibt, nicht unkontrollierbar davon oder auf die Straße läuft und auf Kommando stehen bleibt. Die Begleitung durch Yuki soll außerdem dazu führen, dass Kylie ein gleichmäßigeres Tempo beim Laufen halten kann und an Übergängen wie Fußbodenwechsel, Bordsteinkanten, Türen oder Treppen mit Yuki eine Überwindungshilfe hat. Auch soll er Kylie in sensorischen Überforderungssituationen abschirmen und helfen, sie zu beruhigen. Übrigens: Jeder Autismus-Begleithund wird nach den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes ausgebildet.
Aktion Kindertraum zahlt Hund und drei Jahre Ausbildung
Bei Yuki sah die Ausbildung folgendermaßen aus: Im ersten Lehrjahr ging es darum, das begleitende Training zu absolvieren. Dazu gehört Umwelt- und Basistraining sowie die Vorbereitung für die Begleit- und Verkehrshundeprüfung. Danach folgte im zweiten Jahr die Festigung dieses Trainings, Apportiertraining, Fahrradbegleit- und Sicherheitstraining, Training im öffentlichen Raum und in Verkehrsmitteln sowie Theorie für den Hundeführer – Kylies Mutter – zu den gesetzlichen Grundlagen, Erste Hilfe und die Integration von Kylie in den Trainingsablauf. Last but not least erfolgte im dritten Jahr das Zuverlässigkeitstraining mit maximalen Ablenkungsversuchen.
Geschafft: Yuki ist Kylies Autismus-Warnhund
Wir gratulieren: Denn Yuki schaffte jetzt sämtliche Prüfungen – dank Trainerin Ines Pawlitzki vom Deutschen Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde e. V., die ganz viel Zeit und Geduld für Yuki aufbrachte. Insgesamt genau 114 Stunden …
Yuki gehört zu hundert Prozent zur Familie!
Die umfangreiche Arbeit hat sich gelohnt, inzwischen sind Kylie und Yuki ein Herz und eine Seele, der Hund ist ein hundertprozentiges Familienmitglied geworden. Und: Aus dem ehemaligen tapsigen Wollknäuel von 2017 ein echter Verlasshund …