Das Cochlear Implant Centrum (CIC) Wilhelm Hirte ist seit mehr als 30 Jahren ein Ort für die Rehabilitation von Kindern, Jugendlichen – und auch Erwachsenen – mit einem Cochlear Implantat (CI). Die Beratung, Diagnostik und Behandlung von Menschen und deren Angehörigen in allen Fragen rund um die Cochlear-Implantation ermöglicht vielen kleinen und großen Patienten den Weg zu besserem Hören und Verstehen. Weltweit führend in der CI-Versorgung besitzt der Standort Hannover ein großes Einzugsgebiet. Daher können BesucherInnen während ihrer Rehabilitation dort auch in sogenannten „Patientenhäusern“ wohnen, wenn sie von weit her kommen.

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Dr. Eßer-Leyding bei der Pressekonferenz von „Aus der Stille in den Klang“

Leiterin des CIC Wilhelm Hirte ist seit 2009 Dr. Barbara Eßer-Leyding, die unter anderem auch dem Projekt „Aus der Stille in den Klang“ von Aktion Kindertraum mit ihrem Fachwissen zur Seite steht.

Schon als Jugendliche begegnete Dr. Eßer-Leyding Gehörlosigkeit 

Denn ihr Cousin war taub. Kurz nach ihrem Studium der Psycholinguistik und Sprachheilpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München lernte sie erstmals ein CI-Kind kennen, dem sie Sprachunterricht gab. Eine prägende Begegnung…

Dr. Eßer-Leydings Erfahrungen sind vielfältig: So arbeitete sie nicht nur als Betreuerin in einem Wohnheim für erwachsene Menschen mit Behinderungen der Lebenshilfe Starnberg, sondern auch als Sprachtherapeutin am Kinderzentrum München. Als Hör- und Sprachtherapeutin der Audiologischen Abteilung des Klinikums Großhadern in München half sie beim Aufbau des Cochlear Implant Nachsorgeprogramms mit. Danach folgten Tätigkeiten für eine Firma in Innsbruck (Österreich) und Starnberg sowie bei einer weiteren Firma in Smørum (Dänemark). Nach ihrer Promotion zum Dr. phil. schloss sich ein Studium des Sozial- und Gesundheitsmanagements an sowie Ausbildungen in den Bereichen Coaching und Change Management.

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Ein tolles Team für ein tolles Projekt: Dr. Eßer-Leyding (Foto, 4. von recht), links neben ihr Ute Friese, Geschäftsführerin und Gründerin von Aktion Kindertraum, dahinter Mousse T., Botschafter von Aktion Kindertraum.
„Kinder spüren Musik auch mit dem Körper – ob mit oder ohne CI-Implantat“

Warum Dr. Eßer-Leyding das Projekt Aus der Stille in den Klang unterstützt, begründet sie so: „Ich bin immer schon davon überzeugt gewesen, dass Kinder mit Musik etwas anfangen können. Bereits als ich 1992/93 mit CI-versorgten Kindern zu arbeiten begann, zweifelten Kolleginnen die Bedeutung von Musik für diese Kinder an. ,Wieso das denn?’ fragte man mich. ,Die sind doch taub!‘“ Sie hält sowohl das Klavier, „wo die Töne feststehen“ als auch Instrumente wie Geige oder auch Cello, „wo die Töne nicht fix sind“, für geeignet, den Unterricht hörgeschädigter Kinder zu bereichern. Denn die Instrumente werden von den Kindern nicht nur mit dem CI „gehört“, sondern auch mit dem Körper erspürt. Wie beispielsweise beim Spielen einer Geige, wo die Schwingungen sich mit dem Anlegen am Hals durchaus übertragen können.

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Talkgast bei der Pressekonferenz von Aktion Kindertraum im August 2021: Dr. Eßer-Leyding (Foto rechts)
Welche Erfolgschancen sieht sie für das Projekt Aus der Stille in den Klang?

Dr. Eßer-Leyding: „Ich hoffe und erwarte, dass die Intonation – also der Tonhöhenverlauf innerhalb eines Satzes oder Sprechaktes, der die Bedeutung eines Wortes durchaus ändert, durch das Spielen eines Instruments verbessert werden kann. Eine gezielte Förderung durch Musik könnte einen guten Effekt haben!“ Welches Instrument, spielt für sie eher eine Nebenrolle. Dr. Eßer-Leyding: „Die Hauptsache dabei ist doch, dass das Kind Freude an dem Instrument hat. Allerdings sind vielleicht nicht alle Instrumente für jeden geeignet. Nicht jede Familie hat beispielsweise Platz für ein Klavier!“

Ertaubte Kinder sollten möglichst früh ein CI-Implantat erhalten 

Wichtig ist ihr, dass Kinder möglichst früh mit einem CI versorgt werden. Kommt ein Kind taub zur Welt, wäre es wünschenswert, so Dr. Eßer-Leyding, dass ein CI im ersten, spätestens zweiten Lebensjahr implantiert wird. Denn nur so bestehe die Chance, das Kind so weit zu fördern, dass es die gleiche Sprachkompetenz Gleichaltriger erreicht und so die Regelschule besuchen kann.

Über das Projekt Aus der Stille in den Klang sagt sie: „Für so eine kleine Versorgungsgruppe (wie die CI-Implantierten) ist dies schon ein großes Projekt, das zeit- und kostenintensiv ist. Aber bisher wird ja immer angezweifelt, dass außer Sprachtherapie überhaupt etwas helfen kann, damit CI-Implantierte wieder besser hören – und sich artikulieren – können.“

„Ich wünsche mir Nachhaltigkeit für dieses Projekt und langfristig auch die Unterstützung der Krankenkassen!“

Ihr Wunsch für das Projekt ist Nachhaltigkeit und langfristig auch die Unterstützung der Krankenkassen: „Schön wäre, dass die Bedeutung einer Therapie zusätzlich mit Instrumenten für Hörgeschädigte deutlicher wird und dass sich dies dann später auch in der Finanzierung durch die Krankenkassen widerspiegelt!“

Mehr über das Thema Musik und Sprachentwicklung erfahren Sie beim Mitschnitt unserer Auftaktpressekonferenz für das Pilotprojekt „Aus der Stille in den Klang“, wo auch Dr. Barbara Eßer-Leyding von Moderator Andreas Wrede zu speziell diesem Thema interviewt wird (bei 30:04 Minuten).