Stefanie Schmeling-Vey ist einmal mehr ein schönes Beispiel wie unterschiedlich doch die Lebenswege der Mitarbeiterinnen von Aktion Kindertraum in der Zentrale in Hannover sind. Sie – intern kurz immer Steffie genannt und gerufen – hat sich vor langer Zeit entschieden, im Backoffice zu arbeiten, ist also eine jener Mitarbeiterinnen, die eher im Hintergrund wirken und die sich auch ganz im Stillen für sich und andere Menschen freuen können, wenn Wünsche erfüllt werden.

Aber schön der Reihe nach, nicht wahr? Steffi Schmeling kam zwar in Frankfurt am Main zur Welt, aber aufgewachsen ist sie in der Hansestadt Bremen. „Dort bin ich zur Schule gegangen, dort habe ich 1983 Abitur gemacht“, berichtet die 55-jährige. 1983, was war da nochmal? Das Magazin „Stern“ gibt bekannt, es werde die Hitler-Tagebücher weltexklusiv veröffentlichen, um kurz danach zugeben zu müssen, dass sie gefälscht waren. Die deutsche AIDS-Hilfe wurde gegründet, das Thema AIDS war damals leider noch sehr negativ besetzt in der öffentlichen Meinung.

Es zog sie zur Geologie

In der damaligen Bundeshauptstadt Bonn wird die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen beschlossen. Tausende demonstrieren dagegen in der Bannmeile und werden von Wasserwerfern und Tränengas der Polizei brutal vertrieben. Und der HSV gewinnt den Fußball-Europapokal der Landesmeister. Stefanie Schmeling weiß da schon, was sie studieren will, keine Frage: Geologie in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz, Landkreis Goslar.

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Ein häufiger Anblick während des Studiums: Klüfte eines Steinbruchs

Am Rande: Vor fast genau 100 Jahren erhielt die einstige Bergakademie, die nun eine technische Spezialhochschule für Berg- und Hüttenwesen war, das selbständige Promotionsrecht. Heute heißt sie Technische Universität Clausthal (TUC) und ebenda nahm dann Stefanie Schmeling ihr Studium auf. Warum damals Geologie, ein damals doch sehr männerdominierter Studiengang? „Ich war schon immer ein an der Natur sehr interessierter Mensch und der Naturschutz lag mir ebenfalls früh am Herzen.“

Umweltschutz war noch die Ausnahme

Das Studium hat sie denn auch, wie es so ihre Art ist, unaufgeregt, ruhig und konsequent durchgezogen, keine Frage. „Ebenso war klar, dass ich mein Studium dafür nutzen wollte, etwas für den Umweltschutz zu tun.“ Dazu bekam sie denn auch reichlich Gelegenheit, denn nach der Wiedervereinigung 1990 – sie jährt sich nun zum dreißigsten Male – gab es in der ehemaligen DDR jede Menge zu tun. „Man kann nicht sagen, dass der Umweltschutz in der DDR großgeschrieben wurde“, weiß Stefanie Schmeling.

„Im Gegenteil“, fährt sie fort, „so wurde etwa durch illegale, wilde Deponien das Grundwasser massiv verseucht.“ Stefanie Schmeling-Vey fing bei einem kleinen Ingenieurbüro an. Es begann die Zeit, in der sie zahlreiche geologische Gutachten schrieb, noch mehr Vermessungen vornahm und sich ständig weiterbildete in Sachen Deponietechnik. Denn irgendwo musste der ganze Müll ja gelagert werden und nach Möglichkeit derart, dass er nicht erneut die Umwelt direkt oder indirekt in Mitleidenschaft zog.

Geburtsvorbereitungskurs als Wendepunkt

Nun kommt der wunderbare Begriff Kunststoffbahnabdichtung ins Blickfeld, „damit befasste ich mich eine ganze Zeit, also Techniken zu studieren und einzusetzen, die garantieren, etwa giftige Substanzen niet- und nagelfest für sehr lange Zeit sicher einzulagern.“ In dieser Zeit hat sie in Göttingen gelebt, das vor der Wiedervereinigung in der Nähe des sogenannten „Zonenrandgebietes“ (z.B. um das Eichsfeld herum) zu finden war. Über zwei Jahre hat sie eine spezielle Deponie gewartet. Dabei war allerdings weniger die wissenschaftliche bzw. anwendungsorientierte Arbeit anstrengend – „sondern die tägliche Arbeit mit den Männern, ich war die einzige Frau im Team und hatte mir dauernd frauenfeindliche Sprüche anzuhören.“

Die haben Stefanie Schmeling dann irgendwann gereicht und sie zog mit ihrem Mann, den sie während des Studiums kennengelernt hatte, gen Hannover; er hatte dort schon einen Job bei den dortigen Verkehrsbetrieben. Dann wollte es der Zufall, dass Stefanie Schmeling 1995 die Bekanntschaft mit Ute Friese, Gründerin und Geschäftsführerin von Aktion Kindertraum, machte. Und zwar beim Geburtsvorbereitungskurs, beide Frauen erwarteten Töchter, die sich späterhin befreunden sollten.

Vom Rationalen zum Emotionalen

In dieser Zeit betreute Stefanie Schmeling Umweltprojekte für das Jugendamt Hannover, bekam das zweite Kind, diesmal war’s ein Sohn. Um dann 1998, quasi seit der Gründung, zunächst ehrenamtlich für das Backoffice von Aktion Kindertraum zu arbeiten. „Mir gefiel und gefällt die hochemotionale Arbeit von Aktion Kindertraum, bei der man gleichwohl immer einen klaren Kopf behalten muss.“ Freilich war das auch eine Umstellung für Stefanie Schmeling, musste sie doch in ihrem bisherigen Berufsleben eher auf Grundlage rationaler Daten und Fakten entscheiden.

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Stefanie-Schmeling-Vey bei einer Scheckübergabe. Hier beim Pferdesportverein Weser-Ems.

Sie hat miterlebt und mitgestaltet wie sich Aktion Kindertraum von einer doch eher lokalen NPO zu einer nationalen entwickelte und die Aufgabenfelder sich im Laufe der Jahre immer mehr erweiterten. „So wurde ebenfalls die Betreuung der Spenderinnen und Spender intensiver, denn – wie schön – unser Spendenaufkommen wuchs.“ Dabei geht es nicht nur um private Spender, langjährige und neue, sondern zudem etwa um Firmen- und Testamentsspenden. Wir sprechen hier also von der Arbeit in einer der Herzkammern von Aktion Kindertraum.

Verlässlich, unbürokratisch, kreativ

„Permanent muss man die Kommunikation aufrechterhalten, sie suchen, neu anschieben oder vertiefen“, sagt Stefanie Schmeling-Vey. Sie findet ihr Wirken „sehr befriedigend, denn es geht ja immer darum, Gutes zu tun!“ Was sie bei Aktion Kindertraum besonders schätzt, ist „das absolut vertrauenswürdige und respektvolle Arbeitsklima und das hohe Maß an Eigenständigkeit, die jede Mitarbeiterin genießt.“ Und sie weiß um die hohe Verantwortung, die alle Mitarbeiterinnen haben, „denn unser Anspruch 24/7 ist doch, immer ein verlässlicher, unbürokratischer und kreativer Ansprechpartner zu sein für die betroffenen Kinder, ihre Geschwister und deren Familien.“

Last not least ist Stefanie Schmeling sehr stolz darauf, dass ihre Kolleginnen und sie im Laufe der Jahre ein enormes Netzwerk, das ganz Deutschland umfasst, aufgebaut haben und dass Aktion Kindertraum mittlerweile ein so hohes Ansehen gewonnen hat. „Das macht mich stolz und froh und ich komme jeden Tag sehr, sehr gern in unser Büro,“ betont Stefanie Schmeling. Und nicht zuletzt die große und wachsende Anzahl der Unterstützer von Aktion Kindertraum stimmt sie zuversichtlich, dass „unsere Arbeit noch lange, lange relevant bleibt.“