Und von genau diesem Geld der DWB-Charity-Masters machen jetzt Kinder und Jugendliche ihre Ferienerlebniswochen auf dem Pferde- und Erlebnishof in Altmerdingsen. Hier, bei Hofbesitzerin und Therapeutin Regina Richter, können sich insbesondere diejenigen bei einer Urlaubswoche stärken, die besonders unter der Corona-Epidemie gelitten haben.
Zu den Freizeitangeboten dieses Langzeitprojekts gehören unter anderem begleitetes Malen, therapeutisches Reiten, Interaktions- und Sozialtraining sowie Sinneserfahrungen. Das Projekt richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren, die aus finanziellen, familiären oder gesundheitlichen Gründen beeinträchtigt sind. Der Pferde- und Erlebnishof liegt nahe bei Uetze, einem der sozial schwächsten Gebiete in der Region Hannover. Hier herrscht ein hoher Bedarf, Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Vergleichbare Ferienangebote sind in der Region nicht vorhanden, was dieses Projekt so wertvoll macht.
Nonverbale Kommunikation mit Tieren
Einfach mal mit und auf Tieren abhängen und die Seele baumeln lassen. Auf dem Pferdehof in Altmerdingsen kein Problem.
Den Kern der Ferienfreizeit bildet die Arbeit am Pferd: Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen finden hier eine andere nonverbale Möglichkeit, um einen heilenden Weg für sich zu finden. Gerade in Zeiten, in denen durch die notwendigen Corona Maßnahmen, die Kinder und Familien starke Einschränkungen und Belastungen erfahren haben, bekommt ein Aufenthalt auf diesem Hof sowie die Arbeit mit dem Pferd eine entlastende Bedeutung. Die frische Luft, Spaziergänge mit oder auf dem Pferd im Wald oder entlang der Felder sorgen für Entspannung und körperliches Wohlgefühl. Das enge Zusammenhocken in der Wohnung, wird abgelöst durch die Weite der Landschaft und die vielen Möglichkeiten, sich austoben zu können.
Freies Spielen mit anderen Kindern auf dem großen Hofgelände, Bodenarbeit mit Pferden erlernen, Voltigieren und Akrobatik auf dem Pferd ausprobieren, im Tipi ein Feuer machen und Geschichten erzählen, die Weide „abäppeln“ und dabei den Pferden ganz nah zu sein: All das steht im Fokus des Angebots für die Ferienfreizeit.
Entlastung auch für die Eltern
Die Kinder sind mit den Pferden beschäftigt und die Mütter oder Väter können eine Auszeit genießen. Stress- und Angstbewältigung sind momentan in der therapeutischen Arbeit mit Mensch und Pferd ein großes Thema. Die Zuneigung der Pferde zu erfahren oder auf dem Pferd „abzuhängen“ und sich tragen zu lassen, hat entspannende, heilende Wirkung. Vergessen wird die Anspannung der letzten Monate in der Pandemie. Neu gewonnene Kraft und Energie lassen den Alltag leichter werden.
Artgerechter Umgang mit Pferden sorgt für partnerschaftliche gewaltfreie Mensch-Pferd-Beziehung
Ein beruhigendes Geräusch, wenn die Zähne das Gras zermalmen: Das Pferd frisst friedlich, der Mensch entspannt.
Die therapeutische Arbeit, das Interaktions-und Sozialtraining mit Kindern und Jugendlichen am und mit dem Pferd ist ausgerichtet an einer ganzheitlichen Sichtweise des Menschen und des Tieres. Ein artgerechter Umgang mit den Pferden impliziert eine partnerschaftliche, gewaltfreie und verantwortliche Herangehensweise in der Mensch- Pferd- Beziehung.
Ein Pferd hat keine Vorurteile…
Der Mensch wird vom Pferd so angenommen, wie er ist. Pferde sind vorurteilsfrei und begegnen ihrem gegenüber mit Neugier und Offenheit. Sie nehmen jede Körpersprache wahr und reagieren darauf. Das heißt, auf ambivalentes Verhalten gibt es eine Reaktion, die den Menschen dazu anhält, seine Handlungsweise zu verändern.
Menschen, die in ihrem Leben Gewalt, Traumatisierung und Beziehungsverluste erlebt haben oder die unter physischen oder psychischen Beeinträchtigungen leiden, bietet die Interaktion mit dem Pferd eine Möglichkeit, für sich neue Potenziale zu entdecken und auszuprobieren. Die Berührung und die Arbeit am Pferd beeinflusst das taktile Erleben. Vom Aufhalftern, der Führung bis zum Striegeln und Putzen des Pferdes gibt es auch Massagen, um die Tiere für das Reiten vorzubereiten und das Vertrauen zu stärken. Die Wärme des Fells und die annehmende Ausstrahlung des Tieres erweckt alle Sinneswahrnehmungen.
Aufbau von Vertrauen und Geborgenheit
Geborgenheit und Vertrauen werden aufgebaut. Nähe und Distanz kann selbstbestimmt entwickelt werden. Verborgene Gefühle und Wünsche werden angesprochen und können auf das Pferd projiziert werden. Kinder mit hyperaktiven Verhaltensweisen finden in der Begegnung mit dem Pferd Ruhe und Klarheit. Stille, inaktive Menschen werden zu Bewegung und Aktivität herausgefordert. Vor allem jedoch sollen Spaß und Freude kindliches Erleben und Kreativität ermöglichen und fördern.
Wie schön, wenn Kinderaugen strahlen. Die Begeisterung der jungen ReiterInnen ist spürbar.
Die Tiere im Stall oder auf der Weide zu erleben und zu versorgen bringt Erlebnisse in der Natur. Sie bietet eine Möglichkeit, sich selbst zu erfahren und auszuprobieren. In Anlehnung an die Feldenkrais-Methode wird die Körperwahrnehmung geschult. Wer auf dem Pferd sitzt, wird getragen und bewegt. Die Tiefenmuskulatur wird bewegt. Der Körper und die Muskeln sind gelockert und erwirken ein physisches und psychisches Wohlgefühl. Das Nervensystem und die Koordination der Gehirnhälften werden aktiviert. Ein Lernprozess wird
in Gang gesetzt. Dies kann alte Muster aufbrechen und neue erfahrbar machen. Damit sind auch positive Verhaltensänderungen möglich.
Ziele des Projektes
• Kindern und Jugendlichen eine Auszeit zu ermöglichen.
• Interaktionen mit anderen Menschen und Tieren ermöglichen, das „Wir-Gefühl“ stärken.
• Durch therapeutisches Malen bei den Kindern und Jugendlichen negative Muster
aufzubrechen und Blockaden zu lösen.
• Durch Sinneserfahrungen und mentales Training lernen die Kinder und Jugendlichen, sich
wieder zu spüren und eigene Gefühle wahrzunehmen.
• Durch sozialen Kontakt – untereinander und mit den Tieren – gewinnen die Kinder und
Jugendlichen an sozialen Kompetenzen und ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl werden
gestärkt.
